Es gibt einige Unarten in der modernen Kommunikation. Es kennst Sie bestimmt jeder und wahrscheinlich findet jeder sie unterschiedlich schlimm oder stört sich unterschiedlich daran. Bei mir verhält es sich ähnlich. Über manche kann ich hinwegsehen und andere stören mich ziemlich. Im Moment hat sich hier bei uns im Team eine Unart breit gemacht, die mich schon extrem stört. Die Kollegen in einem entfernten Standort haben ein Problem und sich vermutlich schon länger damit beschäftigt. Wenigstens so lange, dass sie in der Lage sind eine Mail an mich zu formulieren. Das wäre ja noch kein Problem. Allerdings greifen die Kollegen mit dem Senden der Mail zum Telefonhörer und rufen sofort an, um den Inhalt der Mail mit mir zu besprechen. Es wäre ja schon schön, wenn man mir wenigstens die Chance geben würde, mir einen ersten Überblick zu verschaffen, bevor ich Fragen zur Mail beantworten soll.
Mail und Anruf in der selben Minute
Eine weitere Unart kam erst mit WhatsApp auf. Hier gibt es ja die Möglichkeit über Gruppenkommunikation und einer persönlichen Kommunikation. An und für sich eine tolle Sache und ich nutze es auch viel. Aber leider nehmen es nicht alle so genau mit dem Empfängerkreis. Da gibt es Gruppen, die speziell für ein Thema gegründet wurden und doch wird ständig Inhalt an alle geschickt, der mit dem eigentlichen Thema nichts zu tun hat. Auch nervig ist es, wenn jemand einen persönlich ansprechen will, es aber über die Gruppe macht. Zwanzig Teilnehmer interessiert es nicht, bekommen aber die Nachrichten. Überhaupt wird manchmal zu viel und zu schnell geschrieben. Hin und wieder ein Gespräch kann auch sehr wertvoll sein.
Das ganze Problem fing gestern an. Ein Kollege fragte mich, ob er Daten nicht einfach in eine andere Datenbank stecken könnte. Da wäre ja schließlich schon die ganze Struktur vorhanden und er hätte es leichter. Auf meinen Hinweis, dass vielleicht die Struktur passen würde, aber nicht die Daten zueinander ließ er jede Einsicht fehlen. Und argumentierte immer wieder mit der Einfachheit der Lösung. Unglaublich, dachte ich und regte mich irgendwie immer mehr auf. Kein Argument galt, für ihn zählte nur, dass es schön einfach ist. Wohlgemerkt nicht die Lösung, sondern einfach für ihn umzusetzen. Ich bin Informatiker und damit Ingenieur und habe das im Studium ganz anders gelernt. Klar reicht es aus, eine Lösung anzufertigen, die so komplex wie nötig und dabei so einfach wie möglich ist. Aber das bezieht sich auf das Endprodukt und nicht auf die Umsetzung. Die Software muss ja auch wartbar bleiben.
In meinem, leider nicht mehr jugendlichen, Leichtsinn dachte ich ja gestern noch, das wäre das Problem eines Einzelnen doch weit gefehlt. Heute erreicht mich ein Anruf vom Kunden. Es geht um eine Austauschdatei und die Erweiterung des Dateiheaders. Hier wurde in den vergangenen Tagen ein neuer Schlüssel vereinbart. Heute dann die Nachfrage, ob man diesen Schlüssel auch in den Nutzdaten statt im Dateiheader unterbringen könnte. Denn der Kollege, der die Umsetzung machen muss hat das Projekt neu übernommen und weiß nicht, wie er den Header anpassen muss, wohl aber die Nutzdaten. Also kein Einzelfall, vielmehr scheint es ja schon trennt zu sein, dass man sich sein Leben so einfach wie möglich gestaltet. Und wenn andere damit Schwierigkeiten haben, zucken die Simplizisten einfach mit der Schulter und atmen die Einwände Weg – ist ja schließlich nicht ihr Problem.
Für eine Software, die ich schon Jahre (fast Jahrzehnte) betreue, hat ein Kollege ein neues Modul beigesteuert. Mit diesem Modul kann man Störungsmeldungen erfassen. Soweit so unspektakulär. Jetzt kam der Kunde auf die Idee mit diesem Modul die Fehler in der Software selbst zu erfassen. Eine gute Idee, die letztlich auch dazu führte, dass ich mir das Modul näher ansehen durfte. Oder soll ich besser: musste schreiben?
Ich beschäftige mich ein wenig mit der Funktionsweise und einiges ist mir unklar und andere Dinge sind doppelt vorhanden. Ich frage den Kollegen, wie die Arbeitsweise gedacht ist und er kann mir keine Auskunft geben. Er redet um den heißen Brei herum. Und sagt, es wäre historisch gewachsen. Das Totschlagargument in der Softwareentwicklung. Mein Eindruck: Er kennt sein eigenes Modul nicht.
Die Krönung ist die Auswahl einer Stammdatenzuordnung. Hier kann ich eine Auswahlliste öffnen, in der die mir zugeordneten Stammdaten angezeigt werden. Mit einer Checkbox darüber („alle in Liste Anzeigen“) kann ich dann auch alle Stammdaten in die Liste bringen und auswählen. Wer das allerdings bei beinahe 500 Einträgen macht – ich weiß es nicht. Aber das ist noch nicht alles. Hinter der Auswahlliste gibt es noch einen Button mit drei Punkten. Klickt man auf diese Schaltfläche öffnet sich ein Dialog mit dem ich die Stammdaten filtern kann. Standardmäßig werden hier auch alle angezeigt. Das führt die Checkbox ad absurdum.
Interessant war auch die Benennung von bestimmten Stammdaten. In einer Maske ist der Verantwortliche die Person, die das Gerät betreut, für das die Störungsmeldung aufgelaufen ist. An anderer Stelle sind es die Benutzer des Geräts oder der Software. Die Beschriftung an beiden Stellen ist aber „Verantwortlicher“.
Irgendwie kann ich mir nicht helfen, aber genau so scheint damals die Softwarekrise angefangen zu haben. Ohne Planung und Design wird losgelegt und hier und da was angebaut und bei Änderungen bleiben Teile erhalten, die keinen Sinn mehr machen. Und dieses Vorgehen schlägt sich auch im Code nieder. Keine Typdeklarationen, keine sinnvollen Namen. Einrückungen, Klammerungen und Formatierung – my ass! Das Ganze wirkt konzeptionell so durchdacht und ausgeführt wie die Städteplanung in einem Slum. Klar baue doch einfach an deine Hütte an, nimm ruhig das verrostete Blech und wenn der Zug kommt, klappst du deinen Balkon einfach ein. Es ist schon erstaunlich, was heute so von den Universitäten in die Wirtschaft kommt. Irgendwie verfestigt sich bei mir der Eindruck, dass man so manchen Bachelor nur zum Rosenverteilen bei RTL gebrauchen kann. Natürlich kann ich mich irren.
Vor einigen Jahren wäre es noch undenkbar gewesen. Ein php-Projekt ohne vorherigen persönlichen Kontakt. Mit dem schnellen Internet und den modernen Möglichkeiten kein Problem. Für einen Kunden in der Schweiz habe ich ein php-Skript erstellt mit dem der Countdown bis zur Öffnung, Schließung oder bis zur Mittagspause angezeigt wird. Die Zeiten sind definierbar. Die Funktion gibt einen div-Container aus, dessen Aussehen mit css individuell angepasst werden kann.
Mein Schweizer Kunde hat das Skript auf der Webseite http://www.mathehelp.de in der rechten Seitenleiste verwendet.
Zögern Sie nicht und nehmen mit mir Kontakt auf, falls sie auch ein Skript/eine Programmierung benötigen. Gemeinsam mit Ihnen erstellen wir die Lösung, die optimal auf Ihre Bedürfnisse passt.
An den kleinen Dingen merkt man, dass wir schon sehr lange zusammenarbeiten. Mein Kollege beim Kunden und ich arbeiten nun tatsächlich schon seit November 2001 zusammen. Heute erreichte mich im Labor die folgende WhatsApp und ohne viele Worte wusste ich fast sofort, um was es ging.
Wie ein altes Ehepaar eben. Die Anspielung auf einen ehemaligen Kollegen, der immer mal wieder den Satz „Du bist wie meine Frau“ während Diskussionen in den Raum warf.