An Himmelfahrt drehten wir eine Runde im Feld. Auf einem parallelen Feldweg kam uns ein Jogger entgegen. Zwischen unserer und seiner Strecke liegen etwa 400 m Wiese. Ich schaue zu dem Jogger und zwischen uns und ihm sehe ich auf einer Weide ein Reh loslaufen. Es rennt los, springt, wird plötzlich zurückgerissen und überschlägt sich dramatisch. Der Jogger hat es auch gesehen und nähert sich dem Tier. Es hat sich in dem Zaundraht der Pferdekoppel verheddert. Mehrmals versucht es zu entkommen, wird aber immer wieder schmerzhaft zurückgerissen. Ich ahne: das kann sich so nicht befreien und braucht Hilfe. In diesem Moment ruft und winkt der Jogger schon und macht so auf das Problem aufmerksam.

Ich gehe auf direktem Weg zu ihm und gemeinsam sehen wir uns das Malheur an. Das Reh hat das Seil mehrmals um seine Hörner geschlungen. Ohne Schneidwerkzeug können wir es nicht befreien. Ich rufe also zu Hause an und bitte die Jungen mit Messer und Zange ins Feld zu kommen. Damit das Reh nicht weiter versucht zu fliehen, nehmen wir links und rechts das Seil ziemlich kurz. Das Reh steht mit weit aufgerissenen Augen auf der Wisse, atmet schnell und hat augenscheinlich große Angst.

Wenige Minuten später kommt das rettende Messer. Als der Dritte vor dem Reh steht bleibt es ruhig und ich kann es bei den Hörnern fassen. Zunächst schneiden wir es von dem Seil los, um dann die Umschlingung zwischen den Hörnern aufzutrennen. Mit diesem Schnitt gelingt es und das ganze Seil zu entfernen. Ich lasse das Reh los und es rennt Richtung Wald davon. Eine kurze Schrecksekunde gibt es noch, als es auf der gegenüberliegenden Seite den Zaun passiert – zum Glück ohne hängenzubleiben.

Hoffentlich konnte sich das Reh von dem Schreck erholen und hat keinen bleibenden Schaden genommen. Meine Oma hat früher immer gesagt, man solle nie ohne Sackmesser (Taschenmesser) aus dem Haus. Hätte ich den Rat mal befolgt, hätte das Wildtier nicht so lange auf seine Befreiung warten müssen.

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