Das ganze Problem fing gestern an. Ein Kollege fragte mich, ob er Daten nicht einfach in eine andere Datenbank stecken könnte. Da wäre ja schließlich schon die ganze Struktur vorhanden und er hätte es leichter. Auf meinen Hinweis, dass vielleicht die Struktur passen würde, aber nicht die Daten zueinander ließ er jede Einsicht fehlen. Und argumentierte immer wieder mit der Einfachheit der Lösung. Unglaublich, dachte ich und regte mich irgendwie immer mehr auf. Kein Argument galt, für ihn zählte nur, dass es schön einfach ist. Wohlgemerkt nicht die Lösung, sondern einfach für ihn umzusetzen. Ich bin Informatiker und damit Ingenieur und habe das im Studium ganz anders gelernt. Klar reicht es aus, eine Lösung anzufertigen, die so komplex wie nötig und dabei so einfach wie möglich ist. Aber das bezieht sich auf das Endprodukt und nicht auf die Umsetzung. Die Software muss ja auch wartbar bleiben.
In meinem, leider nicht mehr jugendlichen, Leichtsinn dachte ich ja gestern noch, das wäre das Problem eines Einzelnen doch weit gefehlt. Heute erreicht mich ein Anruf vom Kunden. Es geht um eine Austauschdatei und die Erweiterung des Dateiheaders. Hier wurde in den vergangenen Tagen ein neuer Schlüssel vereinbart. Heute dann die Nachfrage, ob man diesen Schlüssel auch in den Nutzdaten statt im Dateiheader unterbringen könnte. Denn der Kollege, der die Umsetzung machen muss hat das Projekt neu übernommen und weiß nicht, wie er den Header anpassen muss, wohl aber die Nutzdaten. Also kein Einzelfall, vielmehr scheint es ja schon trennt zu sein, dass man sich sein Leben so einfach wie möglich gestaltet. Und wenn andere damit Schwierigkeiten haben, zucken die Simplizisten einfach mit der Schulter und atmen die Einwände Weg – ist ja schließlich nicht ihr Problem.